Politikwissenschaft Dmytro Shevchenko
Krim-Szenarien für eine nachhaltige und sichere Zukunft der Schwarzmeerregion
Die internationale Sicherheitsarchitektur lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: vor der Krim-Krise von 2014 und danach. Der derzeitige Konflikt in der Ukraine entspringt direkt den Ereignissen, die mit der Annexion der Krim durch den Kreml eingeleitet wurden. Um die Sicherheitsarchitektur Europas und der Welt wiederherzustellen, neu zu gestalten oder zu erneuern, steht die Lösung der Krim-Frage im Mittelpunkt. Diese Lösung sollte im Einklang mit dem Völkerrecht stehen, den Erwartungen der Hauptakteure in der Region gerecht werden und den berechtigten Ansprüchen der lokalen Bevölkerung auf der Halbinsel entsprechen.
Zwei grundlegende Voraussetzungen sind entscheidend für eine erfolgreiche Krim-Strategie: Erstens müsste es einen möglichen Regimewechsel in Russland geben, der den Kreml zu Kompromissen befähigt. Zweitens müssten andere regionale Akteure, allen voran die Ukraine und die Türkei, die momentane Schwäche Russlands nicht ausnutzen, um ihre eigenen nationalen Positionen auf der Krim zu stärken. Stattdessen sollten sie daran arbeiten, eine langfristige Basis für Kooperation und Frieden zu etablieren. Diese beiden Bedingungen sind in der Zukunft durchaus realistisch, weshalb eine gründliche Vorbereitung erforderlich ist.
Im Rahmen des AIA-Stipendiums untersuche ich vergleichbare territoriale Konflikte in Europa, die dem Krim-Konflikt ähnlich sind. Aus diesen Fällen werde ich einen Werkzeugkasten möglicher Lösungsansätze erarbeiten, die sich in der europäischen Geschichte als erfolgreich oder weniger erfolgreich erwiesen haben. Dieser Werkzeugkasten bildet die Grundlage für tiefgehende Diskussionen über die Zukunft der Krim. Zudem werde ich basierend auf diesen Fallstudien den effektivsten Ansatz für ein Verwaltungssystem auf der Krim vorschlagen, welcher eine nachhaltige und friedliche Entwicklung der Region in den kommenden Jahrzehnten ermöglichen könnte.
Biografie
Dmytro Shevchenko wurde auf der Krim geboren und wuchs in jener Region auf, über die er intensive Forschungen betreibt. Seine Eltern leben bis heute in Yevpatoriya, einem Ort, der unter russischer Besatzung steht. Nach seinem Abschluss an der Universität in Dnipro, Ukraine, wo er Recht und Germanistik studierte (2004), sowie an der Freien Universität zu Berlin, Deutschland, wo er Internationales Recht studierte (2006), verbrachte er 15 Jahre im ukrainischen diplomatischen Dienst (2007 bis 2022). Seine vielfältigen Aufgaben führten ihn an verschiedene Standorte, darunter Kyiv, Washington, Berlin und München. In diesen Stationen übernahm er Verantwortung in Bereichen wie Protokoll, Öffentlichkeitsarbeit, strategische Kommunikation, sowie politische und wirtschaftliche Beziehungen.
Während seiner Zeit als Konsul in München (2017 bis 2022) wirkte er als Koordinator für offizielle ukrainische Delegationen bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Im November 2022 übernahm er die Position des Kanzlers an der Ukrainischen Freien Universität in München, der einzigen ukrainischen Diaspora-Universität weltweit.