Ein wichtiger Schlüsselbereich der internationalen Politik

Raumfahrt war stets mit militärischen und strategischen Interessen verbunden und lange durch die Rivalität der beiden großen Machtblöcke unter der Führung der USA und der Sowjetunion geprägt. In der Zeit der internationalen Entspannung rückten vorübergehend wissenschaftliche und zivile Ziele in den Vordergrund. So wird die International Space Station (ISS), die zunächst als militärische Station von den USA geplant war, in internationaler Kooperation von 16 Staaten bzw. fünf Raumfahrtagenturen betrieben und weiterentwickelt.

Unlängst hat der Kampf um die Vorherrschaft des Weltraums aber wieder an Dynamik gewonnen. Die USA gründeten 2019 mit Space Force eine nationale Weltraumarmee. Ein erstes Weltraummanöver wurde von Frankreich gemeinsam mit Space Force und europäischen Partnern Anfang 2021 durchgeführt. Russland hat mit einem Satellitenabschuss 2021 signalisiert, den Weltraum als Kampfzone nutzen zu können. China, das auf Betreiben der Amerikaner von der Nutzung der ISS ausgeschlossen blieb, betreibt seit Juni 2022 eine eigene Raumstation und hat sich als neuer Akteur in der Reihe der Großmächte im All etabliert. Zudem drängen mit SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic eine Reihe von privaten Raumfahrtunternehmen auf den Markt und treiben die kommerzielle Nutzung des Weltraums voran.

Hintergrund dieser aktuellen Entwicklung sind die großen technologischen Fortschritte im Bereich der Raumfahrt und im Cyberspace. Weltraumgebundene technologische Infrastruktur ist zu einem kritischen Faktor unseres zunehmend digital gesteuerten Alltagslebens geworden und macht uns angreifbar. Die Erschließung wichtiger Ressourcen z.B. auf dem Mond oder durch Astroidenbergbau rückt in greifbare Nähe und befeuert das kommerzielle Interesse privater Investoren. Internationale Vereinbarungen erweisen sich angesichts dieser rasanten Entwicklung als immer weniger geeignet, die damit verbundenen Probleme wie die gefährliche Vermüllung des Weltraums zu regulieren.

Mit wachsender geostrategischer und ökonomischer Bedeutung hat sich der Weltraum neben Land, Wasser, Luft und Cyberspace längst zur fünften Domäne der internationalen Politik entwickelt. Ein gefährliches Wettrüsten im militärischen wie zivilen Bereich ist im Gange.

Bei der Sommerakademie wollen wir aktuelle Entwicklungen und zukünftige Bedrohungsszenarien der planetarischen Geopolitik mit Experten aus Politik, Raumfahrt und Wissenschaft diskutieren. Im Mittelpunkt stehen Möglichkeiten einer auf Nachhaltigkeit und Kooperation ausgerichteten internationalen Space Governance. 

Bilder und Vorträge als Video (englisch)

Foto: Stocktrek Images, Inc.